Herren-Verbandsliga: TSV Tangermünde von 1990 - Schönebecker SV 1861 5:10
Schönebeck (tob). Im abschließenden Spiel der Hinrunde traten die 1. Herren des Schönebecker SV 1861 die Reise zum TSV Tangermünde an und
wollten mit einem Sieg gegen das Tabellenschlusslicht der Herren-Verbandsliga die Hinserie mit einem positiven Resultat abschließen. Zudem sollte eine böse Überraschung wie gegen die Reserve des
TuS Haldensleben, als man sich mit einem Remis begnügen musste, unbedingt vermieden werden. Allerdings musste das Team auf Andy Kohl verzichten, der nach seiner Augenoperation noch passen musste,
aber als moralische Unterstützung bereits mit an Bord war. Doch auch die Akteure aus der alten Hansestadt hatten mit Spitzenspieler und Altmeister Klaus-Jürgen Obst einen verletzungsbedingten
Ausfall zu beklagen. Die Schönebecker ließen dann auch nichts anbrennen und konnten einen ungefährdeten 10:5-Sieg feiern, wobei die Gäste beim Zwischenstand von 9:1 bereits frühzeitig die
Entscheidung herbeiführten. Mit diesem Sieg kann die Mannschaft mit einem positiven Punktverhältnis von 12:10 die Hinrunde abschließen und wird vermutlich auf dem sechsten Tabellenplatz in die
kurze Winterpause gehen. Neben Spitzenspieler Andreas Gärtner blieb auch Ersatzspieler Olaf Voigt ungeschlagen. Zudem konnten erfreulicherweise erstmals in dieser Spielzeit alle drei Doppel
gewonnen werden.
Wie erwähnt, erwischten die Gäste mit drei souveränen Doppelerfolgen einen Blitzstart und zeigten frühzeitig auf, dass sie sich auf keine
Kompromisse einlassen wollten, wobei die sich die Taktik, Andreas Gärtner mit Ersatzspieler Olaf Voigt zu paaren und das zweite Doppel in gewohnter Aufstellung spielen zu lassen, als goldrichtig
erwies. Erstmals in dieser Saison konnten Michael Kollatsch und Karsten Winkler ihr Spiel gegen das gegnerische Spitzendoppel siegreich gestalten. Zwar lief auch in dieser Partie noch nicht alles
nach Wunsch, doch mit ihrem Spiel aus leichter Defensivstellung und einigen Gegenattacken konnten die Schönebecker ihre Kontrahenten Bauer/Neumitz bei ihrem 3:1-Sieg zumeist in Schach halten. Die
erstmals zusammen spielenden Andreas Gärtner und Olaf Voigt harmonierten gut und ließen mit druckvollen und konzentrierten Angriffen den Einheimischen Haupt/Winckler bei ihrem glatten 3:0-Sieg
keine Chance. Auch die inzwischen bewährte Paarung Ingo Sambill/René Pöttke hatte bei ihrem clever herausgespielten Erfolg mit dem gleichen Resultat gegen Rogowski/Epperlein wenig Widerstand zu
brechen, wobei die Schönebecker die Schwächen Epperleins ausnutzten, so dass Rogowski nur selten seine starke Rückhand anbringen konnte.
In der ersten Einzelserie agierten die Gäste mit zumeist deutlichen Siegen weiter voll konzentriert und standen beim Stand von 8:1 bereits
dicht vor dem Matchgewinn. Zunächst wurde deutlich, dass das der TSV-Spitzenspieler Marko Bauer gegen Akteure, die aus sicherer Defensive agieren und überfallartige Gegenattacken reiten können,
nicht die Mittel besitzt, um dauerhaft Druck ausüben zu können, was der erfahrene Michael Kollatsch weidlich nutzte und einen ungefährdeten Drei-Satz-Sieg landete. Deutlicher mehr Mühe hatte
Andreas Gärtner bei seinem 3:1-Sieg gegen Mario Neumitz. Gegen den etwas unorthodox spielenden ehemaligen Rathenower, der die Bälle zumeist kontrolliert spielt und plötzliche Attacken startet,
vermied der SSV-Topspieler eine mögliche Niederlage, indem er in den beiden Auftaktsätzen Rückstände jeweils in der Verlängerung noch wettmachte. Erst nach dem verlorenen dritten Durchgang konnte
sich Gärtner etwas frei spielen, musste aber auch im abschließenden vierten Abschnitt kämpfen, um den Spielgewinn in trockene Tücher zu bringen. Im mittleren Paarkreuz lieferten sich Karsten
Winkler und sein Gegenüber Benjamin Haupt ein ansehnliches Gefecht auf Augenhöhe mit zahlreichen Ballwechseln in der Mitteldistanz. Beide Akteure hatten gute Szenen, so dass es fast zwangsläufig
in den Entscheidungssatz ging. Dort spielte Winkler seine größere Cleverness aus konnte sich mit 11:7 durchsetzen. Erst nach sechs Siegen der Gäste kamen die Tangermünder zu ihrem ersten Punkt,
obwohl auch in diesem Spiel ein Sieg des SSV im Bereich des Möglichen lag. Gegen den angriffsorientierten Linkshänder Sebastian Winckler konnte Ingo Sambill mit eigenen Angriffen und
kontrollierten Aktionen zumeist mithalten und erreichte den Finaldurchgang. Dort erspielte sich der SSV-Routinier eine 7:3-Führung, die er im vergangenen Jahr wahrscheinlich ins Ziel gebracht
hätte. Doch gegenwärtig mangelt es Sambill an dem nötigen Selbstvertrauen, so dass es erneut nicht zum Spielgewinn langte und Winckler noch vorbei zog. Olaf Voigt begann gegen Edward Rogowski zu
hektisch und unterlag im Auftaktsatz deutlich. Als Voigt etwas strukturierter seine Angriffe mit mehr Rotation vortrug, zeigte dies trotz der bekannt starken Rückhand Rogowskis Wirkung bei dem
Einheimischen, so dass der SSV-Akteur auch in den folgenden Abschnitten zwar harten Widerstand brechen musste, schließlich aber in vier Durchgängen triumphierte. Dagegen musste René Pöttke gegen
Holm Epperlein lediglich die nötige Spannung aufrecht erhalten, was ihm zumeist gelang, so dass der SSV-Kapitän mit kontrollierten Aktionen einen sicheren Drei-Satz-Sieg einfuhr.
Zum Auftakt der zweiten Einzelrunde machte Andreas Gärtner im Spitzenduell gegen Marko Bauer schnell Nägel mit Köpfen. Der Schönebecker
war trotz einiger guter Blockbälle Bauers mit druckvollen, beidseitigen Attacken zumeist der dominierende Akteur und ließ die Gäste bereits frühzeitig jubeln, auch wenn Gärtner im abschließenden
vierten Abschnitt bei seinem 12:10-Satzerfolg noch einmal etwas zittern musste. Diese frühzeitige Entscheidung ließ die Konzentration der Gäste etwas schwinden, so dass die Kaiserstädter mit vier
Siegen in Serie das Resultat noch etwas erträglicher gestalteten. Dies wurde besonders bei Michael Kollatsch deutlich, der nach glattem Gewinn des Auftaktsatzes einen möglichen Drei-Satz-Sieg
gegen Mario Neumitz vergab, indem er den zweiten Durchgang etwas leichtfertig in der Verlängerung abgab. In den beiden Schlussätzen konnte sich Kollatsch gegen das etwas unrhythmische Spiel des
Tangermünders nicht mehr entscheidend durchsetzen und musste sich jeweils in der Verlängerung geschlagen geben. Ingo Sambill bezog erneut eine Niederlage. Auch gegen Benjamin Haupt konnte Sambill
phasenweise ordentlich dagegen halten, sicherte sich den dritten Abschnitt deutlich und war auch in den Sätzen eins und vier nicht chancenlos, musste sich letztlich dem etwas konstanter
agierenden Haupt in vier Sätzen beugen. Auch Karsten Winkler konnte seine Leistung aus der ersten Runde nicht bestätigen und unterlag dem durchschlagskräftigeren Sebastian Winckler ebenfalls mit
1:3-Sätzen, wobei Winkler gegen den Fast-Namensvetter in den beiden Auftaktsätzen nur knapp den Kürzeren zog. Da auch René Pöttke die kräftige Rückhand Edward Rogowskis über die gesamte Spielzeit
nicht unter Kontrolle bekam, nur selten eigene Akzente setzen konnte und in drei Durchgängen unterlag, hatten sich die nicht aufsteckenden Hausherren immerhin noch fünf Punkte erkämpft. Doch Olaf
Voigt machte zum Abschluss dieser Serie des TSV ein Ende, indem er Holm Epperlein problemlos bezwang, wobei Voigt bei seinem deutlichen Drei-Satz-Sieg nicht voll aus sich heraus gehen musste und
dem verdienten SSV-Erfolg auch vom Resultat ein adäquates Aussehen verlieh.
Mit 12:10-Punkten fällt die Bilanz nach der Hinserie durchaus zufriedenstellend aus, auch wenn vielleicht nicht alles nach Wunsch lief.
Nach der Auftaktniederlage in Bismark steigerte sich das Team und konnte die wichtigen Partien gegen Zörbig, Haldensleben I und Dessau für sich entscheiden, wobei man gegen Zörbig einen
0:3-Rückstand nach den Doppelspielen noch wettmachte. Zwar gab es mit dem nicht eingeplanten Unentschieden gegen den TuS Haldenleben II noch einmal einen Dämpfer, doch ansonsten konnten die
Schönebecker gegen die hinter ihnen platzierten Teams bis auf die Partie bei Post Halle allesamt für sich entscheiden. Der Sprung in die oberen Regionen gelang indes nicht, da gegen die vier
Spitzenteams lediglich gegen Biederitz II ein Punktgewinn gelang. Allerdings zeigte sich, dass man vereinzelte gesundheitliche Probleme der drei stärksten Akteure kaum kompensieren kann, da es
etwas an der nötigen Tiefe in der Besetzung fehlt. Dennoch erwies sich die Hereinnahme von René Pöttke als guter Griff, denn mit einem ausgeglichenen Spielverhältnis erfüllte der neue Kapitän die
in ihn gesetzten Erwartungen.
Nach wie vor trägt das starke obere Paarkreuz die Hauptlast bei den Elbestädtern. Beide Akteure verfügen über das gleiche Spielverhältnis
und gehören mit je 15 Siegen erneut zu den zehn stärksten Spielern der Liga. Dabei hätte Topspieler Andreas Gärtner noch etwas besser stehen können, wenn er sich am Doppelspieltag gegen
Haldensleben II und TTC Börde Magdeburg II nicht bereits im Auftaktdoppel verletzt hätte. Dennoch bot er erneut starke Leistungen, wobei die Highlights die souveränen Siege gegen Tschense und
Uhde (Zörbig) sowie gegen den ehemaligen Landesmeister Köhler (Dessau) waren. Auch dem bisher ungeschlagenen Kulczycki (Biederitz II) bot er bei seiner 2:3-Niederlage lange Zeit die Stirn. Auch
Michael Kollatsch überzeugte mit gewohnt zuverlässigen Vorstellungen. Zwar musste er gegen Gegner, die sein Spiel gut lesen können, Niederlagen einstecken, doch wenn Kollatsch Zugriff auf seine
Kontrahenten bekommt, ist sein variables Umkehrspiel immer noch eine Waffe, vor der so manch höher gewettete Akteur kapitulieren muss. Zudem überzeugt Kollatsch wie Gärtner durch enormen
Kampfgeist. Diese Eigenschaften brachten ihm Siege u.a. gegen Tschense (Zörbig), Mann und Schüttig (TTC Börde II) oder Schölzel (Post Halle). Im mittleren Paarkreuz agierte Andy Kohl mit einer
positiven Bilanz mit zehn Siegen erneut sehr solide. Auch bei ihm hätte noch etwas mehr herausspringen können, wenn er in allen Spielen gesundheitlich voll auf der Höhe gewesen wäre. Ihm ist hoch
anzurechnen, dass er sich in den beiden Spielen in Halle trotz seiner Probleme am Auge, die ihn auch mental behinderten, in den Dienst der Mannschaft stellte. Zudem verletzte auch er sich im
Auftaktdoppel gegen Biederitz II, was die Niederlage gegen Bethge zum großen Teil erklärte. Besonders überzeugte er in den Partien gegen den unberechenbaren Trauzettel (Zörbig) sowie die starken
Dessauer M. Drews und Dorn. Dagegen konnte Ingo Sambill seine Leistungen aus der vergangenen Halbserie, als mit einigen wichtigen Siegen ein wesentlicher Baustein für Steigerung des SSV in der
Rückrunde war, bisher nicht bestätigen. Einige knappe Niederlagen zu Beginn der Serie zehrten am Selbstvertrauen des Routiniers, der zudem häufig noch am Spieltag beruflich bei Wind und Wetter
unterwegs ist. Dazu ist für den 52-jährigen Sambill das Tempo im mittleren Paarkreuz zum Teil einen Tick zu hoch, so dass er sich trotz phasenweiser Gleichwertigkeit nur selten behaupten konnte.
Sollte er im der Rückrunde im unteren Paarkreuz zum Einsatz kommen, ist mit ihm aber wieder zu rechnen, da er bei durchaus möglichen Erfolgen auch wieder an Selbstbewusstsein gewinnt, wie er es
in den überzeugenden Doppelspielen mit René Pöttke andeutete. Im unteren Paarkreuz bot Karsten Winkler konstante Darbietungen an und erzielte bei seinen Einsätzen in diesem Paarkreuz ein
positives Resultat, wobei er mit seiner Beständigkeit ein wichtiger Faktor des Teams ist. Dennoch fehlt ihm in manchen Phasen etwas der entscheidende Punch, um noch mehr Punkte zu erzielen, was
besonders bei den Einsätzen in der Mitte sichtbar wird. Dennoch sollte er diese Konstanz auch in die Rückserie hinüber retten können. Neu im Team ist René Pöttke, der sich mit starken Leistungen
in der zweiten Vertretung empfahl und mit einer ausgeglichenen Bilanz nicht abfiel. Zwar waren einige Leistungsschwankungen nicht zu übersehen, dennoch hat er sich deutlich weiter entwickelt und
kann noch einige Reserven erschließen. Besonders gegen die Zörbiger Maibaum und Noack, als er das Spiel nach fast aussichtlosem Rückstand noch umbog, sowie gegen Lehmann (Haldensleben I) konnte
er überzeugen. Gemeinsam mit Ingo Sambill bildet er zudem ein erfolgreiches Doppel, das als dritte Paarung mit lediglich einer Niederlage bei sieben Siegen eine Bank im Spiel des SSV war. Auch
das Duo Andreas Gärtner/Andy Kohl erwies sich mit neun Siegen erneut als zuverlässige Stütze, wobei sie in drei wichtigen Entscheidungsdoppeln siegreich blieben. Naturgemäß hat es Doppel zwei
gegen die gegnerischen Spitzenpaarungen deutlich schwerer. Dennoch gelang es in der Vergangenheit Michael Kollatsch und Karsten Winkler, einige Male ihre Kontrahenten in die Knie zu zwingen. In
dieser Saison konnten sie nicht daran anknüpfen und erst im letzten Spiel in Tangermünde den gordischen Knoten durchschlagen. Dieser Erfolg sollte ihnen Selbstvertrauen geben, um in der Rückserie
einige Partien doch für sich zu entscheiden, um der Mannschaft noch mehr Rückenwind für die Einzelspiele zu geben.
TSV Tangermünde von 1990: M. Bauer (0), M. Neumitz (1), B. Haupt (2), S. Winckler (1), E. Rogowski (1), H. Epperlein (0).
Schönebecker SV 1861: A. Gärtner (2,5), M. Kollatsch (1,5), I. Sambill (0,5), K. Winkler (1,5), R. Pöttke (1,5), O. Voigt
(2,5).
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